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Asana

Der folgende Artikel beschäftigt sich mit den Körperstellungen des Yoga, den so genannten Asanas.


Die 8 Glieder

Das Training im Yoga ist in acht Angas (Glieder bzw. Stufen) unterteilt, nämlich:

1. Yama, 2. Nivama, 3. Asana, 4. Pranayama, 5. Pratyahara, 6. Dharana, 7. Dhyana und 8. Samadhi.

Wenn das Fundament eines Hauses nicht sachgerecht angelegt ist, wird der Überbau innerhalb kürzester Zeit einstürzen. Genauso, wenn du den vollen spirituellen Nutzen von Asanas haben willst, übe zuerst bzw. gleichzeitig die ersten beiden Stufen, Yama und Niyama, gut.

Genauso ist die Beherrschung der Asanas (Körperstellungen; Sitzhaltungen) wichtig, um erfolgreich die höheren Stufen der Yoga-Praxis fortzusetzen. Wenn du im Asana fest bist, erfährst du den vollen Nutzen von Pranayama.




Arten von Asanas

Es gibt so viele Asanas (Körperstellungen), wie es Arten von Lebewesen in diesem Universum gibt. Es gibt vierundachtzig Lakhs (1 Lakh = 100 000), also 8 400 000 Asanas, entsprechend der vierundachtzig Lakhs von Lebewesen. Die Asanas entsprechen den verschiedenen Stellungen, die man bei den verschiedenen Arten in der Schöpfung finden kann.

Von den 8 400 000 Asanas sind vierundachtzig die wichtigsten; und von diesen vierundachtzig wurden zweiunddreißig als besonders nützlich für den Menschen befunden.

Asanas können in zwei große Gruppen unterteilt werden, nämlich „Meditationsstellungen" und „Stellungen für Gesundheit und Kraft*. Die Yoga Shastras (Yoga-Schriften) sprechen von vier besonders geeigneten Meditationsstellungen:

• Padmasana - Lotossitz

• Siddhasana - „Sitz der Vollkommenen", man sitzt auf einer Ferse, während die andere sich vorne am Schambein befindet.

• Svatikasana - „Stellung des Wohlwollens*, man sitzt mit gekreuzten Beinen, jeder Fuß jeweils zwischen Wade und Oberschenkel.

• Sukhasana - „angenehme Stellung*, einfache kreuzbeinige Sitzhaltung (Schneidersitz).



Die Meditationsstellungen

Die Meditationsstellungen sind besonders geeignet für Japa (Mantra-Wiederholung) und kontemplative Zwecke. Sie lösen den Geist vom Kummer und den Sorgen des Alltags. Sie beruhigen die Nerven, entspannen den Körper, stärken den Geist und schenken Ausgeglichenheit. Die Meditationsstellungen steigern das Verdauungsfeuer und schenken guten Appetit, Gesundheit und Glück. Sie sind gut gegen Rheuma. Sie halten Gase, Galle und Schleim (Vata, Pitta, Kapha) im Gleichgewicht. Sie reinigen und stärken die Nerven in den Beinen.

sthira-sukham-asanam

„Die Sitzhaltung soll fest und angenehm sein." [Yogasutra, 2.46]

Die Stellung soll kein Schmerzempfinden oder Unbehagen verursachen. Wenn sie nicht fest ist, wird der Geist schnell unruhig. Man hat dann keine Konzentration des Geistes. Der Körper soll ruhig und fest sitzen wie ein Fels. Der Körper soll kein bisschen schwanken. Du wirst gewissermaßen zu einer lebendigen Statue, wenn du dich zu Dhyana (Meditation, Kontemplation) hinsetzt. Wenn der Sitz fest wird, macht man Fortschritte in der Meditation. Es fällt dann leicht, das Körperbewusstsein hinter sich zu lassen.

Wenn du in der Stellung sitzt, denke: „Ich bin so fest wie ein Fels. Nichts kann mich erschüttern" Suggeriere das ein Dutzendmal deinem Geist. Dann wird das Asana bald fest werden.

Übe, in einer der vier Stellungen drei Stunden lang ohne Unterbrechung sitzen zu können, ohne dich zu bewegen. Dann hast du Asand Jaya, Beherrschung der Asanas, erlangt. Schon wenn du eine Stunde lang in der Stellung verharren kannst, kommt eine große Einpünktigkeit und klare Ausrichtung des Geistes, und dadurch erfährst du den unendlichen Frieden und Atma Ananda im Inneren.

Wenn du ein Jahr lang regelmäßig übst, wirst du Erfolg haben; du wirst drei Stunden lang ohne Unterbrechung sitzen können. Beginne mit einer halben Stunde und steigere allmählich die Dauer.

Wenn du nach einiger Zeit Schmerzen in den Beinen verspürst, löse die Beine, massiere sie fünf Minuten lang und setze dich dann wieder in das Asana. Wenn du fortgeschrittener bist, wirst du keine Schmerzen mehr spüren. Du wirst hingegen ungeheure Freude erfahren. Übe das Asana morgens und abends.

Bleibe bei einem Asana - entweder Padmasana, Siddhasana, Svastikasana oder Sukhasana - und mache es durch wiederholtes Ãœben fest und vollkommen.

Wechsle das Asana nicht zu häufig. Halte an einem fest. Erfahre den vollen Nutzen eines einzigen Asanas für die Meditation.


Stellungen zur Übung des Körpers

Unter den Körperstellungen gibt es einige Asanas, die man im Stehen übt. Das sind Tadasana (Bergstellung), Trikonasana (Dreieck), Garudasana (Adler), usw.

Andere Asanas übt man im Sitzen. Das sind Paschimottanasana (Vorwärts-beuge), Janushirshasana (Kopf-zu-Knie-Stellung), Padmasana (Lotos), Lolasana

Pendelstellung; aus der Hocke auf die gestreckten Arme stützen) etc.

Einige Asanas übt man im Liegen. Das sind zum Beispiel Uttanapadasana (auf dem Rücken liegend die Beine heben) oder Pavanamuktasana (Gelenksübungen).

Schwache oder zarte Menschen können Asanas im Liegen praktizieren.

Manche Asanas wie Shirshasana (Kopfstand), Vrischikasana (Skorpion), Sarvangasana (Schulterstand), Viparitakarani Mudra (Schulterstand mit Energielen-kung und Konzentration) etc. werden mit dem Kopf nach unten und den Beinen nach oben ausgeführt.




Yoga Asanas und Körperübungen

Normale Körperübungen entwickeln die Muskeln des Körpers. Man kann ein Bodybuilder mit einem wunderschönen Körperbau werden. Asanas hingegen sind besonders auch für eine gründliche Wirkung auf die inneren Organe - wie Leber, Milz, Bauchspeicheldrüse, Darm, Herz, Lunge, Gehirn und die wichtigen Hor-mondrüsen des Körpers - gedacht. Asanas harmonisieren die inneren Organe, beleben die Schilddrüse und andere endokrine Drüsen, die eine sehr wichtige Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit spielen.

Sport-Körperübungen treiben das Prana nach außen. Asanas schicken das Prana nach innen und verteilen es gleichmäßig über den ganzen Körper und seine verschiedenen Systeme.

Asanas sind nicht nur Körperübungen. Sie sind mehr als das. Sie schenken seelisches Gleichgewicht, Sie helfen bei der Beherrschung der Emotionen. Sie bringen spirituellen Nutzen.

Asanas erwecken die Kundalini („aufgerollte*, ruhende Energiequelle) die im Muladhara Chakra schläft. Sie schenkt dem Aspiranten Wonne, Macht und Yoga Samadhi. Wenn du fünfhundert Gymnastikübungen machst oder fünf Jahre lang täglich fünfzig Klimmzüge am Barren, trägt das in keiner Weise zum Erwecken der inneren geheimnisvollen Kundalini-Kraft bei.

Das Üben von Asanas verursacht keine Kosten. Du brauchst keine Hanteln, Federn, Gewichte oder Barren, um den Yoga-Raum einzurichten. Im Höchstfall benötigst du ein Handtuch, eine Decke oder eine Matte um darauf Asanas zu machen.


Wer kann Asanas machen?

Grundsätzlich kann man alle Asanas ab einem Alter von zehn, zwölf Jahren praktizieren. Zwanzig- bis Dreißigjährige können alle Asanas gut ausführen. Ein, zwei Monate Praxis machen die steifen Sehnen, Muskeln und Knochen sehr geschmei-dig. Auch alte Menschen können alle Asanas machen und sie entsprechend anpas-sen. Ältere Menschen können auf Shirshasand verzichten, wenn sie körperlich nicht dazu in der Lage sind. Es gibt aber Menschen fortgeschrittenen Alters, die auch Shirshasana üben.

Heilwirkung von aus"

Wenn du den Asana-Zyklus systematisch, mit Interesse und Aufmerksamkeit praktizierst, wird dir das wundervolle Gesundheit und Lebenskraft schenken.

Wenn Mütter dank Asanas gesund und ausgeglichen sind, werden auch die Kinder gesund und stark.



Heilwirkung von Yoga-Ãœbungen

Asanas halten die Muskeln geschmeidig und die Wirbelsäule elastisch, verbessern geistige Fähigkeiten und entwickeln die Lungenkapazität. Sie starken die inneren Organe und schenken Langlebigkeit. Durch die Übung von Asanas wird das Blut mit viel Sauerstoff angereichert und die Anhäufung von venösem Blut vermieden.

Der Körper wird mit Energie erfüllt. Die Gehirnzentren und das Rückenmark werden gestärkt und belebt. Das Gedächtnis wird verbessert und der Verstand geschärft. Die Intuition entwickelt sich.

Die Praxis von Asanas festigt das Gleichgewicht im Körper und garantiert auch geistige Ausgeglichenheit. Yoga-Ubungen tragen zur Entspannung des Körpers bei und lösen so auch nervliche Anspannungen.

Die Asana-Praxis beseitigt Krankheiten bzw. beugt Krankheiten vor und macht den Körper leicht, fest und stabil. Ein bestimmtes Asana wirkt besonders gut bei einer bestimmten Krankheit. Beachte diese wundervolle Kraft der Asanas.

Shirshasana (Kopfstand) belebt das Gehirn, entwickelt den Verstand und das Gedächtnis. Es trägt zur Speicherung von Ojas Shakti (spiritueller sublimierter Energie) im Ajna Chakra bei. Es kann bei vielen Krankheiten die Heilung unterstützen. Es verbessert Seh- und Hörvermögen.

Sarvangasana (Schulterstand) entwickelt und harmonisiert die Schilddrüse, stärkt Lungen und Herz und macht die Wirbelsäule elastisch.

Shirshasana und Sarvangasana steigern die Vitalität und beugen dem Altern vor Sie machen die Wirbelsäule elastisch. Sie erneuern und verjüngen das gesamte System. Die Schilddrüsen werden stimuliert und mit neuer Energie versorgt.

Maisvasana (Fisch) ist gut für die Entwicklung der Lungen, des Gehirns und der Augen; es stärkt auch den oberen Teil der Wirbelsäule und wirkt einem Rund-rücken entgegen.

Paschimottanasana (Vorwärtsbeuge) und Mayurasana (Pfau) kräftigen das Verdauungsfeuer und verbessern die Verdauung. Paschimottanasana vermindert Fett im Bauch. Bhujangasana (Kobra), Shalabhasana (Heuschrecke) und Dhanu-rasana (Bogen) verbessern die Darmperistaltik, wirken gegen Verstopfung und bei Unterleibserkrankungen. Das Rollen in Dhanurasana gibt eine sehr gute Bauchmassage. Agnisara Kriya, Uddiyana Bandha und Mayurasana sind ebenfalls verdauungs- und appetitfördernd. Ardhamatsyendrasana (Drehsitz) ist gut für

Leber und Galle.

Tadasana (Bergstellung), Trikonasana (Dreieck) und Garudasana (Adler) machen größer und verhelfen zu körperlichem und geistigem Gleichgewicht.

Shavasana (Entspannungslage) entspannt Körper und Geist und schenkt vollkommene Ausgeglichenheit und Ruhe.


„Man praktiziert nicht Asanas und Pranayama, um starke Muskeln zu bekommen. Muskeln sind nicht gleichbedeutend mit Gesundheit. Die gesunde und harmonische Funktion der endokrinen Drüsen und inneren Organe, des Nervensystems und des Geistes - das ist es, was die tiefe, umfassende Wirkung der Asanas ausmacht und was das regelmäßige Üben von Yoga Asanas und Pranayama schenkt. "



Aus Swami Sivanandas "Inspiration und Weisheit für Menschen von heute." Yoga Vidya Verlag 1.Auflage 2017



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